Ein außergewöhnliches Medienprojekt feiert Jubiläum mit inklusivem Radiofest

Bei „Radio sag' was!" machen seit zwei Jahren Menschen mit Behinderung Radio

Im Januar 2011 startete die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e.V. (KJF) das inklusive* Medienprojekt „Radio sag' was!". Über den Kooperationspartner Katholische Rundfunkredaktion im Bistum Regensburg sind seit Sendestart im Oktober 2011 die monatlichen Beiträge bei den vier Lokalradiosendern in Niederbayern und der Oberpfalz zu hören. Aus Anlass des zweijährigen Jubiläums feierten die mittlerweile 50 Radioreporterinnen und -reporter mit Gästen aus der Medienwelt am 24. Januar 2013 ein inklusives Radiofest im Pater-Rupert-Mayer-Zentrum der KJF in Regensburg.

Gruppenbild

KJF-Direktor Michael Eibl hieß zum Auftakt des inklusiven Radiofestes viele Gäste aus der Regensburger Medienwelt und der Katholischen Jugendfürsorge willkommen. Allen voran die rund 50 Mitglieder der Radioteams aus Mitterteich (Wohngemeinschaften St. Benedikt), Regensburg (Pater-Rupert-Mayer-Zentrum), Eggenfelden (Heilpädagogisches Zentrum Rottal-Inn) und dem Landkreis Straubing-Bogen (Wohngemeinschaften St. Hildegard). Vor genau zwei Jahren begann der Radiojournalist Carl Prämaßing das erste Radioteam für dieses Projekt zu schulen und es mit den Grundsätzen der Radioarbeit vertraut zu machen. Am 30. Oktober 2011 war der erste Beitrag von „Radio sag´ was!" bei den vier regionalen Radiosendern im Bistumsgebiet zu hören. Im Frühjahr und Herbst 2012 stießen die weiteren Radioteams dazu. Sie sind seitdem abwechselnd am letzten Sonntag im Monat mit ihrer Arbeit zu hören.


Quiz: Lernen Sie „Radio sag´ was!" kennen!

In einem inklusiven Quiz, bei dem die vier Radioteams mit Unterstützung aus dem Publikum vier Rateteams bildeten, erfuhren die ca. 100 Gäste des Radiofestes mehr über „Radio sag´ was!". Dabei ging es nicht um das Gewinnen, sondern um das einander Kennenlernen und das Miteinander. Unter anderem mussten vom Publikum vier Prominente aus der Region erraten werden: Altbürgermeisterin Hildegard Anke, die niederbayerische Sängerin Steffi Denk, der Landtagsabgeordnete Philipp Graf von und zu Lerchenfeld und der ostbayernweit bekannte Sportreporter Armin Wolf. Die vier Prominenten luden ihre Radio-Rateteams spontan zu Exklusiv-Interviews ein, bei denen es viele Einblicke hinter die Kulissen von Politik, Musik und Sport geben wird. Prominent ist auch der Pate von „Radio sag´ was!", der mit einer Videobotschaft grüßte. Der Salesianer-Pater und Dogmatik-Professor Dr. Stefan Oster, der vor seinem Ordenseintritt selbst Hörfunkjournalist in Regensburg war, hat mit großer Freude und Begeisterung für das Radioprojekt die Patenschaft angenommen. Er freue sich, so Pater Stefan Oster SDB, auf eine erste Begegnung mit seinen jungen Kollegen. Inklusiv war auch die Musik mit den Firebirds aus dem Pater-Rupert-Mayer-Zentrum unter Leitung von Klaus Kracker und Fabian Borgner von String, der Hausband von Radio Charivari Regensburg.


Podiumsgespräch: Inklusion in den Medien

„Wie können sich Medien für Menschen mit Behinderung öffnen?" Diese Frage stellte Direktor Michael Eibl in einem Podiumsgespräch den Medienvertretern. „Die Natürlichkeit der Menschen bietet Chancen in allen Medien, auch im Fernsehen oder in der Bildberichterstattung", so MZ-Chefredakteur Manfred Sauerer. „Die Medien sind so vielfältig, da ist auch vieles möglich für Menschen mit Behinderung", meinte auch TVA-Chefredakteur Martin Gottschalk. Er machte den Radioteams ein Riesen-Kompliment: Sie bereiteten die Interviews wohl besser vor, als es manchmal die Professionellen täten. „Es liegt eine große Chance in eurer Arbeit", fuhr Gottschalk fort, „da euch z.B. Politiker viel ehrlicher antworten." Menschen mit geistiger Behinderung könnten sicher auch an Medien wie Fernsehen herangeführt werden und dieses machen. „Jeder hat doch eine Meinung, die er auch äußern können sollte." Harry Landauer, Programmchef  des Funkhaus Regensburg, kennt die Macher von „Radio sag´ was!" aus einigen Begegnungen und erinnert sich noch gut an den Sendestart: „Damals bei der Pressekonferenz konnte ich mir noch nicht so recht vorstellen, was daraus werden wird. In der Tat macht ihr ganz normales professionelles Radio. Schön, wenn man weiß, wie die Interviews zustande kommen. Das ist eine echte Bereicherung, denn in euren Interviews spürt und hört man die Zwischentöne." Harry Landauer war auch im Dezember 2012 mit dabei, als das Radioprojekt den Bayerischen Sozialpreis erhielt. Für die „Radio sag‘ was!"-Reporter Manuela Dominik und Markus Dully ist die Arbeit beim Radioprojekt nicht die Medienpremiere. Seit vielen Jahren sind sie in den Wohngemeinschaften St. Hildegard schon bei der Hauszeitung „Hilde" aktiv. Beim Interview mit dem niederbayerischen Bezirkstagspräsidenten waren sich die beiden nicht ganz einig, wer nun aufgeregter war, der Bezirkstagspräsident oder die Reporter. Ihr großer Wunsch ist, bei ihrer Berlinreise Anfang März nicht nur den heimatlichen Bundestagsabgeordneten zu interviewen, sondern gerne auch die Kanzlerin. Auch Thomas v. Seckendorff, (Programmchef des Funkhaus Landshut, begleitet das Projekt schon länger. „Wir sind alle sehr überrascht, wie toll ihr arbeitet." Für ihn sind Radiointerviews wie eine Entdeckungsreise, auf die man die Hörer mitnimmt. „Dabei handeln wir Professionelle sehr routiniert und das ist ja auch bei den Interviewpartnern bekannt. Aber eure Interviews finden in einem anderen Kontext statt, der die Chance bietet etwas anderes zu erfahren als sonst." Clemens Neck, Pressesprecher des Bistums Regensburg, sieht im inklusiven Radioprojekt der KJF, das durch die Katholische Radioredaktion bei vier Regionalsendern einem breiten Publikum hörbar gemacht wird, eine große Chance. „Radio sag´was! stellt auf eine andere Art und Weise Fragen, wodurch die Antworten eine ganz neue Dimension haben." Den Radiomachern stellte er, zwei Tage vor der Weihe von Prof. Dr. Rudolf Voderholzer, ein Interview mit dem neuen Regensburger Bischof in Aussicht. Nach dem großen Interview mit dessen Vorgänger, Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller, wieder eine neue Herausforderung für die Teams von „Radio sag´was!".

Bei Musik von den Firebirds und Florian Borkner sowie einem Bayerischem Buffet klang das inklusive „Radio sag‘ was!" Radiofest aus, das alle Beteiligten als eine große Bereicherung empfanden.

Text: Carl Prämaßing

*) Inklusion, inklusiv: die selbstverständliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am alltäglichen Leben ohne Unterscheidung und Trennung von „behindert" und „nicht behindert".

Sendezeiten der Katholischen Rundfunkredaktion
Radio Charivari, sonntags 7.00 bis 9.00 Uhr: Kirche - Kultur - Soziales
Radio Ramasuri Weiden, sonntags 7.00 bis 9.00 Uhr: Sonntagshaferl
Radio AWN Straubing, sonntags 8.00 bis 9.00 Uhr: Kirchenmagazin

Hört uns im Radio.

Radio sag was!

 

Menschen mit Behinderung
machen Radio.


2011 hat die Katholische Jugendfürsorge "Radio sag was!" gegründet.
Seit 2011 sind auch wir mit dabei,
die Bewohnerinnen und Bewohner
von den Wohngemeinschaften St. Hildegard.

Das haben wir gleich am Anfang gelernt:

  • Was ist Radio?
  • Wie macht man einen Beitrag fürs Radio?
  • Wie funktioniert ein Mikrofon?

Im Herbst 2012 war unser erster eigener Beitrag im Radio zu hören.
Seitdem haben wir schon über viele Dinge berichtet.
Zum Beispiel haben wir
Bewohnern, Betreuern oder bekannten Menschen Fragen gestellt.

Wir haben auch über verschiedene Veranstaltungen
bei uns in der Nähe berichtet.
Zum Beispiel über den Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung.

Jeden letzten Sonntag im Monat wird gesendet.
Die Radiosender heißen
Radio AWN, Radio Charivari Regensburg, Radio Ramasuri Weiden
und Radio Trausnitz Landshut.